Ich war lange zufriedener Besitzer und Anwender der Canon EOS 80D. Mit dieser digitalen Spiegelreflexkamera habe ich Dutzende von Videointerviews für meinen Techblog aufgezeichnet. Das Schöne an diesem Gerät sind unter anderem die Mikrofon- UND Kopfhörerbuchsen, mit denen ich ein externes Mikrofon wie das Rode Wireless Go sowie meine wunderbaren Marshall Overear-Kopfhörer anschließen konnte.
Dann kam die Weihnachtszeit, in der ich 3 Wochen Zeit und Muße hatte, über neues Equipment nachzudenken. Weil ich mich rein platz- und gewichtstechnisch verbessern wollte. Daher habe ich mich schweren Herzens von der Canon-DSLR-Kamera getrennt und mich nach längerem Hin und Her für die spiegellose Canon EOS M50 entschieden. Klar, es gibt sicherlich aktuellere und möglicherweise auch videointerview-geeignetere Kameras am Markt, aber ich mag Canon und wollte gerne bei der mir vertrauten Technik bleiben.
Canon EOS M50 bietet keine Kopfhörerbuchse zum Mithören des Aufnahmetons
Allerdings, und das war mir von Anfang klar, fehlt der M50 ein für Videografer wie mich wichtiges Detail: die Kopfhörerbuchse. Mit ihr lässt sich nämlich der Aufnahmeton während des gesamten Interviews mithören. Denn selbst wenn der Aufnahmepegel des Interviewpartners auf das richtige Niveau zwischen -12 dB und -6 dB eingestellt ist – kaum hörbare Geräusche bleiben verborgen, weil man sie einfach nicht hört. Aber, da war ich mir sicher, würde ich mich an die fehlende Audiobuchse schon gewöhnen. Bis letzte Woche.
Da war ich wieder einmal auf einem Live-Interviewdreh (natürlich mit Maske und Abstand und Lüften), und da passierte genau das, was ich ausgeschlossen hatte. Mein Interviewpartner trug einen Pullover, an dem das drahtlose Rode-Mikrofon Wireless Go so nah anlag, dass es zu Kratzgeräuschen während der Aufnahme kam – und das jedes Mal, wenn sich mein Gegenüber bewegte. Blöderweise habe ich das erst später gehört, als ich mich schon wieder auf dem Nachhauseweg befand.
So bot ich also einen zweiten Interviewtermin an, um eine raschelfreie Aufnahme zu bekommen. Was sich auch recht spontan arrangieren ließ. Die Frage war nur: Wie kann ich mich künftig vor weiteren möglichen Störgeräuschen schützen? Denn leider sieht die Canon EOS M50 keinerlei technischen Möglichkeiten vor, den Mikrofonton abzuhören. So auch nicht über die HDMI-Buchse, die sich an der Seite der Kamera befindet.
Des Problems Lösung: ein externes Aufnahmegerät mit Mikro- UND Kopfhörerbuchse
Nach einer ausführlichen Brainstorming-Session kam ich auf die Idee: Ein externes Aufnahmegerät kann die Lösung für mein Audioproblem sein. So also machte ich mich auf die Suche und fand das Olympus LS-P4.
Es hat eine gute Größe, benötigt wegen seines eingebauten 8-GB-Speichers keine zusätzliche Speicherkarte und bietet sogar die Möglichkeit, das Gadget an einem der Kaltschuhe meines M50-Kamera-Rigs zu befestigen. Obendrein weist das Aufnahmegerät eine Kopfhörer- UND Mikrofonbuchse auf, womit sich der Mikrofonton des Rode Wireless Go mühelos mithören lässt.
Und was soll ich sagen: Mit dem Videointerview und seinem Ton waren alle zufrieden, damit hat sich die Anschaffung auf jeden Fall gelohnt. Und da ich mein externes Richtrohrmikro Rode VideoMic Pro+ zusätzlich in Betrieb hatte, musste ich nicht einmal den externen Olympus-Aufnahmeton in Final Cut Pro nachträglich mit der Videospur verknüpfen. Was will ich mehr!
Update: Wie eine weitere Recherche ergab, lässt sich der M50-Kopfhörer-Buchsen-Mangel noch einfacher beheben, wenngleich ich dazu in der Praxis noch nichts Konkretes sagen kann (das Testexemplar ist aber schon bestellt). Denn das brandneue Sennheiser MKE 400 bietet einen externen Kopfhöreranschluss, womit sich das gesprochene Wort zu jeder Zeit akustisch kontrollieren lässt. Das ist eine wunderbare Nachricht – für mich und alle anderen Mirroless-Kamera-Besitzer, denen der Audioausgang an der Kamera ebenfalls fehlt.